Mehr Fairness in Freudenstadt SPD will eine „Fairtrade-Stadt“ / Am 28. September entscheidet der Gemeinderat

Veröffentlicht am 23.08.2010 in Gemeinderatsfraktion

Text: Marike Schneck

Wird Freudenstadt zur „Fairtrade-Stadt“? Vorstellen könne er sich das schon, sagt Bürgermeister Gerhard Link. Die Entscheidung wird der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 28. September fällen.

Freudenstadt. Andere Städte haben’s vorgemacht: Rottenburg, zum Beispiel, hat sich im März dieses Jahres den Titel der ersten Fairtrade-Stadt Baden-Württembergs gesichert. Karlsruhe ist mit im Boot und auch Tübingen hat sich inzwischen um die Auszeichnung beworben. Freudenstadt aber könnte als „Erste Fairtrade-Stadt im Schwarzwald“ für Aufsehen sorgen und so auch am bislang noch etwas biederen Schwarzwald-Image feilen.

Einen Imagegewinn und erste Schritte zu einem global verantwortungsvollen Handeln erhofft sich jedenfalls die SPD-Fraktion im Gemeinderat, die einen dementsprechenden Antrag gestellt hat. Dass es dieser – eingereicht am 26. April – nicht mehr vor der Sommerpause auf die Tagesordnung geschafft hat, ärgert die Genossen, allen voran den Fraktionsvorsitzenden Eberhard Haug. „Der Antrag sei zu kompliziert“, habe man ihm im Rathaus erklärt, erzählt Haug. Doch auch der SPD-Mann muss eingestehen: „Einige Spezialbegriffe kannte ich selbst auch nicht. Aber die Idee ist gut.“

Die Idee stammt allerdings nicht von ihm, sondern von den Mitarbeiter/innen des Freudenstädter Weltladens. Schließlich verfolgt die Kampagne ähnliche Ziele: Menschen kommen zusammen, tauschen sich aus und arbeiten daran, dass fairer Handel in Deutschland bekannter wird. Städte und Gemeinden sollen den Bürgern dabei als gute Vorbilder voran gehen.

Den Titel „Fairtrade-Stadt“ gibt’s natürlich nicht umsonst. Zuvor müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. So muss sich die Stadt zum Beispiel verpflichten, dass in allen Sitzungen der Ausschüsse, des Gemeinderats sowie im (Ober-)Bürgermeisterbüro nur fair gehandelter Kaffee auf den Tisch kommt. Daran hakt’s im Moment zwar noch, aber schon jetzt bezieht die Stadtverwaltung immer wieder aus dem Weltladen und lässt dort zum Beispiel Geschenkkörbe füllen.

Weiteres Kriterium auf dem Weg zur „Fairtrade-Stadt“: Der Gemeinderat muss öffentlich entscheiden, dass die Stadt den Titel anstrebt. Eine lokale Steuerungsgruppe muss gebildet werden, die auf dem Weg zur „Fairtrade-Stadt“ die Aktivitäten vor Ort koordiniert. In Einzelhandelsgeschäften werden gesiegelte Produkte aus fairem Handel angeboten und in Cafés und Restaurants Fairtrade-Produkte ausgeschenkt. Während der „Fairen Woche“ vom 13. bis 26. September will der Freudenstädter Weltladen hier schon mal vorfühlen und den ansässigen Gastronomen fair gehandelten Kaffee schmackhaft machen.

In einer „Fairtrade-Stadt“ muss aber auch sichergestellt sein, dass in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen Fairtrade-Produkte verwendet werden und es dort Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ gibt. In Schulen könnte das zum Beispiel die Einführung von Sportbällen mit einem ILO-Siegel sein. Das garantiert unter anderem, dass Produkte ohne Kinderarbeit gefertigt wurden und den Arbeitern ein Mindestlohn bezahlt worden ist.

Wird sich Freudenstadt auf Kampagne einlassen, muss sicherlich die eine oder andere Hürde genommen werden. „Und man muss natürlich bereit sein, Geld dafür auszugeben“, wirft Bürgermeister Gerhard Link (CDU) ein. In der Verwaltungsspitze, soviel lässt er schon mal durchblicken, sei die Grundstimmung jedenfalls positiv und er könne sich durchaus vorstellen, dass die Mehrheit des Gemeinderats das genauso sieht. Vorwegnehmen will er aber nichts. „Das muss ganz klar politisch entschieden werden.“

Das wird es, und zwar am 28. September, in der ersten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause. Zuvor wird der SPD-Antrag im Ausschuss nichtöffentlich beraten.

(Veröffentlicht in Nackar-Chronik, 18.08.2010, Text Marike Schneck)

 

WebsoziInfo-News

06.05.2024 16:57 Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden
Im Februar 2024 ist der europäische Digital Services Act vollständig in Kraft getreten. Die Medienkommission des SPD-Parteivorstandes setzt sich für eine wirksame Umsetzung ein. Heike Raab und Carsten Brosda erklären nach ihrer Sitzung am 06. Mai 2024 dazu: „Mit dem europäischen Digital Services Act (DSA) sollen Sicherheit und Transparenz im digitale Raum verbessert werden.  Dazu… Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden weiterlesen

04.05.2024 21:14 Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit
Pressefreiheit unter Druck Die Pressefreiheit ist ein wichtiger Baustein unserer Demokratie. Der internationale Tag der Pressefreiheit macht auf die aktuellen Missstände und Bedrohung auf unabhängigem Journalismus weltweit aufmerksam. Auch hierzulande müssen wir Pressevertreter:innen wirksam schützen, sagt Helge Lindh. „Die freie Berichterstattung ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie und ein unveräußerliches Grundrecht – nicht nur am Tag… Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit weiterlesen

25.04.2024 07:25 Präsentation der Europawahl-Kampagne mit Katarina Barley und Kevin Kühnert
Die Spitzenkandidatin Katarina Barley stellt gemeinsam mit Generalsekretär Kevin Kühnert die Europawahl-Kampagne der SPD vor. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten stehen die Plakatmotive im Fokus der Kampagnenpräsentation. Die Präsentation findet statt am Donnerstag, den 25. April 2024 ab 14:30 Uhr Sei Live dabei: https://www.youtube.com/watch?v=RKixH1Am-GA

24.04.2024 16:26 Landwirtschaft in der EU: Kein Ausverkauf von Umweltschutz
Das EU-Parlament hat heute mehrheitlich dem Kommissionsvorschlag zugestimmt, Umweltmindeststandards in der Gemeinsamen Agrarpolitik erheblich abzuschwächen. Das hat auch auf die deutsche Agrarlandschaft einen unmittelbaren Einfluss. „Die konservativen und rechtsextremen Parteien im EU-Parlament haben heute im Hauruckverfahren wesentliche Umweltaspekte der Gemeinsamen Agrarpolitik aufgeweicht, für deren Etablierung es jahrzehntelange parlamentarische Prozesse und Folgeabschätzungen gebraucht hatte. Seit Jahresbeginn… Landwirtschaft in der EU: Kein Ausverkauf von Umweltschutz weiterlesen

17.04.2024 18:16 Rolf Mützenich zur China-Reise des Bundeskanzlers
China-Reise des Bundeskanzlers: Wichtige Impulse für eine gemeinsame Diplomatie Rolf Mützenich, Fraktionsvorsitzender: Erneut hat ein direktes Gespräch des Bundeskanzlers mit Präsident Xi wichtige Impulse für eine gemeinsame Diplomatie im Krieg in der Ukraine geben können. Nicht umsonst ist die Reise des Bundeskanzlers vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj sehr positiv bewertet worden. „Erneut hat ein direktes Gespräch… Rolf Mützenich zur China-Reise des Bundeskanzlers weiterlesen

Ein Service von websozis.info

Counter

Besucher:980282
Heute:86
Online:2